Algen sind bei vielen das Schreckgespenst in der Hydroponik. Schleimige Schläuche, verstopfte Düsen, grüne Beläge in Nährstofftanks. Ich kann dich beruhigen: Wenn du dein System durchdacht aufbaust, treten diese Probleme gar nicht erst auf. Ich zeige dir, wie das bei mir aussieht.
Wer mit Hydroponik startet, stößt früher oder später auf das Thema Algen. Für viele ist es sogar einer der Gründe, sich zunächst nicht an die Technik heranzutrauen. Schleimige Rückstände im Tank, grüne Schichten an den Wurzeln, fauliger Geruch. Das klingt nicht gerade nach frischem Gemüse. Doch ich kann dich beruhigen: Algen müssen kein Problem sein, wenn du weißt, worauf es ankommt.
Ich selbst baue seit Jahren im Hydroponiksystem an. Auf engem Raum, im Gewächshaus, mit Temperaturen bis zu 40 Grad und hatte noch nie Probleme mit Algen. Das liegt nicht am Zufall, sondern an einem System, das auf das Wesentliche reduziert ist: Lichtdicht, gut belüftet, immer in Bewegung. Wenn du die Ursachen für Algen verstehst, kannst du sie von Anfang an vermeiden.
Algen sind sehr einfache Pflanzen, die im Wasser leben und durch Licht und Nährstoffe wachsen. Genau das bieten wir ihnen in der Hydroponik: eine nährstoffreiche Lösung und oft auch Licht. Wenn du deinen Tank offen stehen lässt oder lichtdurchlässige Schläuche nutzt, gibst du den Algen genau das, was sie brauchen. Und wenn dann noch die Nährstofflösung überaltert ist oder das Wasser steht, haben sie freie Bahn.
Das Ergebnis: Der Sauerstoff im Wasser sinkt, Wurzeln werden schlechter versorgt, es kommt zu Stress, im schlimmsten Fall zu Wurzelfäule. Deine Pflanzen sehen auf einmal schlapp aus, obwohl du alles richtig gemacht hast. Deshalb gilt: Algenwachstum ist kein kosmetisches Problem. Es kann dein gesamtes System kippen lassen.
Ich setze in meinen Türmen auf geschlossene Nährstofftanks. Es darf kein Licht ins Wasser gelangen, ganz egal von wo. Schon kleine Öffnungen oder durchscheinende Stellen reichen aus, damit sich Algen breitmachen. Deshalb biete ich in meinen Gitternetztöpfen im Hydrotower spezielle Stützringe an, die das Licht reduzieren. Ich achte konsequent auf vollständige Abdunkelung. Nicht nur im Tank, sondern auch in allen Leitungen.
Ein weiterer Punkt ist die Bewegung. Ich verwende starke Luftpumpen mit feinen Ausströmersteinen, die das Wasser permanent in Bewegung halten. Das bringt Sauerstoff ins System, aber noch viel wichtiger: Algen mögen keine Unruhe. Stehendes Wasser ist ihr bevorzugter Lebensraum. Zusätzlich wechsle ich regelmäßig die Nährlösung, damit sich keine Rückstände oder Biofilme ansammeln.
Sauerstoff im Wasser ist entscheidend für gesunde Wurzeln. Je wärmer dein System wird, desto weniger Sauerstoff kann das Wasser halten und desto anfälliger wird alles für Algen, Fäulnis und Stress. Die folgende Tabelle zeigt dir, wie stark der Sauerstoffgehalt mit steigender Temperatur sinkt:
Wassertemperatur (°C) | Sauerstoffgehalt (mg/L) |
---|---|
0 | 14.6 |
5 | 12.8 |
10 | 11.3 |
15 | 10.1 |
20 | 9.1 |
25 | 8.3 |
30 | 7.6 |
Du siehst: Bei 30 Grad bleibt nur noch etwa die Hälfte des Sauerstoffs im Wasser wie bei 0 Grad. Wenn du keine Belüftung hast, wird’s kritisch, nicht nur für die Wurzeln, sondern für dein ganzes System.
Was viele unterschätzen: Je wärmer das Wasser, desto weniger Sauerstoff bleibt darin gelöst. Und das ist für Pflanzenwurzeln ein echtes Problem. Ohne genug Sauerstoff kann die Wurzel keine Nährstoffe aufnehmen. Die Pflanze stagniert, wird anfälliger für Krankheiten im schlimmsten Fall droht Wurzelfäule.
Die Grafik oben zeigt ganz klar: Bei 0 °C enthält Wasser noch rund 14.6 mg Sauerstoff pro Liter. Bei 30 °C sind es nur noch etwa 7.6 mg, also fast die Hälfte. Das ist ein natürlicher physikalischer Effekt. Warme Flüssigkeit bindet weniger Sauerstoff als kalte. In der Hydroponik musst du das aktiv ausgleichen, sonst kippt dein System.
Ein exakter Mindestwert lässt sich nicht pauschal für jede Pflanze festlegen, da viele Faktoren eine Rolle spielen: Pflanzensorte, Alter, Temperatur, Nährstoffkonzentration und Wurzelmasse. Trotzdem gibt es Erfahrungswerte aus Forschung und Praxis:
Werte unter 4 mg/L gelten als kritisch. Wurzeln beginnen dann zu ersticken.
6 bis 8 mg/L reichen für viele Pflanzenarten aus – allerdings nur bei kühlen Temperaturen und geringer Wurzelbelastung.
8 bis 10 mg/L gelten als optimal für die meisten Salate, Kräuter und Fruchtgemüse in gut belüfteten Systemen.
Wichtig ist auch: Pflanzen verbrauchen nicht konstant Sauerstoff, sondern besonders viel nachts, wenn keine Photosynthese mehr läuft. Gleichzeitig sinkt nachts oft die Wassertemperatur, was wiederum hilft, mehr Sauerstoff zu binden.
Sauerstoffbedarf hängt auch vom Typ der Pflanze ab. Salate, Basilikum oder Spinat kommen mit geringeren Konzentrationen klar. Fruchtbildende Pflanzen wie Tomaten, Paprika oder Gurken brauchen deutlich mehr. Ihre Wurzeln sind kräftiger, das Wachstum schneller, entsprechend höher ist auch der Sauerstoffbedarf.
Vor allem bei höheren EC-Werten steigt der Bedarf zusätzlich, weil die Wurzel härter arbeiten muss, um die Nährstoffe aufzunehmen. Hier helfen nur leistungsfähige Sprudler oder Wasserverwirbler.
Wenn dein Wasser zu warm wird oder keine Bewegung hat, sinkt der Sauerstoffgehalt rapide ab. Die Pflanzen wachsen nicht nur langsamer. Sie geraten richtig unter Stress. Ich empfehle dir daher:
Verwende eine leistungsstarke Luftpumpe
Nutze feine Ausströmersteine, die möglichst viele kleine Blasen produzieren
Sorge für ständige Bewegung im Wasser
Isoliere den Tank oder wähle einen kühlen Standort
Miss regelmäßig die Temperatur und ggf. den Sauerstoffgehalt mit einem DO-Messgerät
Wenn deine Pflanzen plötzlich schlechter wachsen, sich die Blätter kräuseln oder die Wurzeln braun und weich werden, ist oft nicht der Dünger schuld, sondern Sauerstoffmangel und Algenbefall. Die Wurzeln beginnen zu faulen, weil Bakterien und Pilze sich ausbreiten. Der Geruch verändert sich, das Wasser wird trüb, die Pflanzen nehmen keine Nährstoffe mehr auf.
Das Heimtückische: Viele erkennen das Problem zu spät. Deshalb ist Vorbeugung so wichtig. Achte auf sauberes Wasser, regelmäßige Kontrolle, gute Durchlüftung und vor allem: kein Licht im Tank. Wenn du das einhältst, wirst du mit Algen kaum Probleme haben.
In meinem Setup verwende ich eine kräftige Luftpumpe mit zwei Ausgängen, feinperlige Ausströmersteine, einen geschlossenen Nährstofftank mit passendem Deckel, einen digitalen EC- und Temperaturmonitor und einen dunklen, gut isolierten Standort. Selbst bei über 40 Grad im Gewächshaus bleibt das Wasser klar, frisch und stabil. Keine Algen, keine fauligen Gerüche, keine Wurzelprobleme.
Wenn du magst, findest du die Produkte, die ich selbst einsetze, bei mir im Shop. Dazu gehören unter anderem:
Luftpumpen mit hoher Leistung
Ausströmersteine mit Mikrobläschen
EC- und Temperaturmonitore von Bluelab
Geschlossene Nährstoffbehälter (z. B. Sortera-Umbauten)
pH-regulierende Lösungen wie phosphorsäurebasiertes pH-Down
Trotz aller Vorsicht kann es vorkommen: Es ist Sommer, der Tank steht zu hell, ein Deckel saß nicht richtig. Dann hilft nur eins: Das System komplett reinigen, die Nährlösung tauschen und für maximale Belüftung sorgen. Ich arbeite in solchen Fällen mit Wasserstoffperoxid (3 % Lösung, vorsichtig dosiert). Das Mittel zerfällt rückstandsfrei, tötet aber Algenzellen zuverlässig ab. Wichtig ist, dass du danach wirklich alles spülst und keine Rückstände im System bleiben.
Denk immer daran: Algen sind ein Zeichen dafür, dass irgendwo im System etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Sie sind nicht das eigentliche Problem. Sie zeigen dir, dass du genauer hinschauen solltest. Und wenn du deine Anlage kennst, erkennst du diese Warnzeichen früh genug.
Wasserstoffperoxid (H₂O₂) ist ein bewährtes Mittel zur Algenbekämpfung in der Hydroponik. Es wirkt als starkes Oxidationsmittel, tötet Algenzellen ab und zerfällt dabei zu Wasser und Sauerstoff ohne schädliche Rückstände.
Wenn du dein Hydroponiksystem sauber halten und deine Pflanzen zuverlässig schützen willst, dann wirst du an Wasserstoffperoxid kaum vorbeikommen. Ich setze es regelmäßig ein, weil es mir hilft, Probleme zu verhindern, bevor sie überhaupt entstehen. Und ich kann dir aus Erfahrung sagen: Es wirkt.
Wasserstoffperoxid zersetzt sich nach der Anwendung in reinen Sauerstoff und Wasser. Genau das macht es so wertvoll. Gerade bei hohen Temperaturen, wenn die natürliche Sauerstoffmenge im Wasser sinkt, kommt es auf jede Reserve an. Deine Pflanzenwurzeln nehmen den zusätzlichen Sauerstoff direkt auf. Das fördert das Wachstum, verbessert die Aufnahme von Nährstoffen und senkt das Risiko für Fäulnis und Krankheiten deutlich.
Ich habe in meinem Gewächshaus schon an Tagen mit über 40 Grad gearbeitet, und meine Pflanzen standen besser da als je zuvor. Warum? Weil der Sauerstoff durch Wasserstoffperoxid genau dann dort ankommt, wo er gebraucht wird – direkt an der Wurzel.
Ich nutze eine Lösung mit drei Prozent und gebe etwa zwei bis drei Milliliter auf einen Liter Wasser. Wichtig ist dabei die Regelmäßigkeit und die richtige Menge. Du musst nicht viel verwenden, aber du musst wissen, wann. Besonders hilfreich ist es zum Beispiel bei der Reinigung nach einem Systemwechsel oder bei starkem Algendruck.
Lagere die Flasche dunkel und kühl, sonst verliert das Mittel an Wirkung. Beim Umfüllen oder Dosieren trägst du am besten Handschuhe, weil die konzentrierte Lösung die Haut reizen kann.
Viele denken bei Wasserstoffperoxid zuerst an Reinigung. Doch es ist viel mehr als das. Es entfernt nicht nur Algen, sondern verhindert auch, dass sich schleimige Beläge im System bilden. Diese Schichten stören die Sauerstoffaufnahme, verstopfen Leitungen und fördern Bakterien und Pilze.
In meinem System gehört H₂O₂ deshalb zur laufenden Pflege. Ich kann seitdem auf teure Spezialreiniger verzichten, habe weniger Ausfälle und muss mir keine Sorgen mehr um Wurzelfäule machen. Vor allem in der Anzuchtphase, wenn Wurzeln noch empfindlich sind, gibt mir das ein gutes Gefühl.
Für den Einstieg brauchst du nicht viel. Es gibt Wasserstoffperoxid in guter Qualität, das pH-neutral ist und sich perfekt für Hydroponik eignet. Ich verwende zum Beispiel eine Variante mit Langzeitstabilität, damit ich nicht jede Woche nachkaufen muss. Dazu eignen sich einfache Dosierhilfen und sichere, lichtdichte Flaschen.
Im Shopbereich stelle ich dir meine persönlichen Favoriten vor. Alles Produkte, die ich selbst nutze. Wenn du unsicher bist, kannst du mir auch schreiben. Ich helfe dir gern beim Einstieg.
Wasserstoffperoxid ist für mich kein Notfallmittel. Es ist ein fester Bestandteil meiner Pflege-Routine. Es sorgt für klare Systeme, gesunde Pflanzen und ein gutes Gefühl beim Blick in den Tank. Wenn du Hydroponik langfristig und ohne Überraschungen betreiben willst, dann gib dem Wasser, was es braucht. Und manchmal ist das einfach nur Sauerstoff.